An einem schwülen, gewittrigen Montagabend kamen 14 motivierte Becksler auf dem berüchtigten Platz in der Neuköllner Pflügerstraße zusammen, der den Hellblauen in den letzten Jahren schon den ein oder anderen Titel gekostet hat, um gegen den stets ungemütlich, weil physisch starken Gegner Studentendorf die 8. Meisterschaft der Mannschaftshistorie zu bescheren!
Die ersten, kurz vor dem Spiel eintrudelnden Veteranen staunten nicht schlecht über die Bundesligatauglichen Aufwärmübungen und die lange Ansprache von Dominik und Tom vorm Spiel. Bertha Becks schien sich vorgenommen zu haben, keine Zweifel aufkommen zu lassen, wer hier heute Abend als Sieger des Spiels und damit, schon ein Spiel vor Saisonende, als Uniligameister 18/19 vom Platz geht.
Schon in den ersten Minuten setzte Bertha den Gegner früh unter Druck und konnte durch Bennett, der im Strafraumgewusel einen kühlen Kopf bewahrte, schnell mit 1:0 in Führung gehen. In der darauf folgenden Phase spielte sich Bertha eine große Zahl an Torchancen heraus – alleine Jas zirkelte drei sehenswerte Schlenzer aufs gegnerische Tor, die alle knapp (laut Ticker-Hannes „Briefmarkenknapp“) rechts am Tor vorbeigingen. Die geballte Expertise der sich immer weiter füllenden Tribüne mit Bertha Becks Legenden im Meistershirt von 2004 kam zu der treffenden Analyse: Das Tor steht zu weit links.
Nachdem sich der Eindruck verfestigte, dass an der Positionierung des Tores während des Spiels nichts mehr zu ändern war, nahm sich der, aus einer starken Mannschaftsleistung herausragende Bennett erneut ein Herz, wurde zwei Mal musterhaft von seinen Mannschaftskollegen in Szene gesetzt und konnte noch vorm Halbzeitpfiff seinen lupenreinen Hattrick zum 2:0 und 3:0 komplettieren. Ein viertes reguläres Tor von Bennett, wurde aufgrund einer angeblichen Abseitsstellung vom Schiri unterschlagen – da halfen auch die lautstarken Forderungen des Videobeweises von den Zuschauerrängen nichts.
Die starke Defensive um Gil und den angeschlagenen Tom wankte in der gesamten ersten Hälfte nur ein Mal, als sich der gegnerische Stürmer schön durchsetzte, den Schuss an die Latte knallte und nach einer erneuten Hereingabe an unserem überragenden Rückhalt Lukas scheiterte, der den Ball aus kurzer Distanz über das Tor lenken konnte.
In der Halbzeitpause öffnete sich die „Tribüne der Legenden“ schon ihr zweites Bier und war sich sicher, dass heute Abend nichts mehr anbrennen würde. Der Spielstand ermöglichte es auch, dass die angeschlagenen Spieler Nils, Marco und Julian in der zweiten Halbzeit auf einige Spielminuten kommen konnten. Bertha dominierte weiterhin das Spiel und konnte durch einen sehenswerten Aufsetzer-Kopfball von Dominik, nach einer der zahlreich punktgenau geschlagenen Ecken von Stefan, auf 4:0 erhöhen. Einziger Wermutstropfen in Halbzeit zwei: Nach einer Ecke von Studentendorf kam ein gegnerischer Spieler Mitte der 2.Halbzeit frei zum Abschluss. Den ersten Ball konnte Julian noch parieren, den Abpraller verwertete allerdings ein Stürmer von Studentendorf zum Anschlusstreffer. Unnötig. Tom rief seine Manschaftskollegen zu Konzentration und Ernsthaftigkeit auf, damit das Spiel keine unangenehme Wendung nimmt und Bertha spielte das Ganze mit der Erfahrung von sieben Meistertiteln im Rücken souverän zu Ende.
Zu den Kuriositäten des Schiedsrichters, der an diesem Abend arg kleinlich pfiff, gehörte ein unberechtigt zugesprochener Elfmeter für Studentendorf, den der Gegner aus Höflichkeit (oder vom englischen Elfmeter-Unglück befallen) in den Neuköllner Sternenhimmel schoss. Wer vom Elfmeterpunkt in die Augen unserer erfahrenen Torwart-Katze Julian blickt, schießt lieber „absichtlich“ übers Tor, als am Gegenüber zu scheitern – verständlich.
Zusätzlich erwähnenswert war der lautstarke Support einer Gruppe von Fans, die mit Messi-Rufen und dem Gebrülle von Fußballerphrasen wie „dreh auf, Junge“ oder „klasse den Raum freigemacht“ auf sich aufmerksam machte und Mitte der zweiten Halbzeit unter den Rufen „Pyrotechnik ist kein Verbrechen“ Bengalos zündetete – eine Premiere in der Uniliga, die vom Rest der Zuschauer amüsiert und ein wenig irritiert bestaunt wurde.
Nach dem Abpfiff gab es dann auch für die fleißigen Becksler in hellblau-verschwitzten Trikots das verdiente Meisterbier, lange Umarmungen, eine Rutschpartie vor der gut gefüllten Fankurve und ein Meisterfoto, auf dem so viele BB-Generationen vertreten waren, wie wahrscheinlich noch nie.
Dieser Abend war Balsam auf die Seele aller Becksler, die in den letzten beiden Jahren JFK und Turbine Tiergarten schmerzlich den Vortritt bei der Meisterschaft lassen mussten. Heute Abend hat Bertha Becks mit einer tollen Mannschaftsleistung einer bärenstarken Saison das Sahnehäubchen aufgesetzt. Chapeau!