Es ist geschafft!!! Nach einer fünfjährigen Durststrecke holt sich Bertha Becks am vorletzten Spieltag der Saison durch ein 2:1 gegen Studentendorf die sechste Uniliga-Meisterschaft der Vereinsgeschichte!
Vor dem Spiel war die Ausgangslage denkbar simpel: nur noch eines der beiden letzten Saisonspiele musste gewonnen werden, um den Titel unter Dach und Fach zu bringen. Und nach den grandiosen Leistungen der letzten Wochen sowie dem euphorischen und adrenalingeschwängerten Spiel unter der Woche war eigentlich alles bereitet, um möglichst gleich den ersten Matchball zu verwandeln: eine motivierte Mannschaft, die Matthias in seinem vorerst letzten Spiel nach 11 Jahren BB mit dem (persönlich fünften) Meistertitel in die diplomatischen Krisengebiete verabschieden wollte, ein Kasten Bier, der Spekulationen um einen Wechsel des Sponsors und eine Umbenennung in Bertha Budweiser nährte, eine von Rolf mitgebrachte brasilianische Fahne am Zaun, eine klare Aufforderung von Julian an Nils in der Kabine zur Wiederholung seiner starken Leistung aus dem Spiel gegen Priebe („Nils, hast Du schon das genommen, was Du am Mittwoch vor dem Spiel genommen hast?“) und zahlreiche mit Foto- und Videokameras ausgestattete Fans, die bereit waren, sämtliche und möglichst viele Jubelszenen auf Zelluloid zu bannen.
Allerdings war SD, für die es nominell um nichts mehr ging, leider nicht bereit, sich mit der bloßen Statistenrolle beim erhofften BB-Schaulaufen zu begnügen, sondern lieferte über 90 Minuten einen echten Kampf, so dass BB noch einmal alles in die Waagschale werfen musste, um am Ende als Sieger vom Platz zu gehen. Dabei spielte BB von Beginn eigentlich ähnlich ruhig und konzentriert wie in den letzten Wochen; insgesamt probierte man es aber viel zu oft mit steilen Bällen (Dialog aus dem Spiel: „Wir gehen zu oft steil.“ – „Wir gehen immer steil!“) und es fehlte etwas der letzte Zug zum gegnerischen Tor, das zudem von der soliden und kompakten SD- Abwehr gut verteidigt wurde, und so gab es deutlich weniger Torchancen als in den letzten Spielen. Als BB dann bei einem vom, ansonsten gut pfeifenden, Schiedsrichter zu Unrecht gegebenen Elfmeter die leichteste Möglichkeit zur Führung gehabt hätte, reichte Nils seine Bewerbung für den Fairplay-Pokal ein und gab von sich aus zu, dass es tatsächlich kein Foul gewesen war. Diese denkwürdige Szene wurde auch später bei einem zufälligen Zusammentreffen eines SD- und BB-Spielers auf dem Tempelhofer Feld nochmals positiv kommentiert. Mit einem geschenkten Elfmeter? Nein, soo wollte sich BB nicht zum Meister krönen lassen… Die stattdessen zugesprochene anschließende Ecke führte zu nichts, wie überhaupt Standardsituationen, die die ganze Saison über eine BB-Paradedisziplin gewesen waren, in diesem Spiel keinerlei Rolle spielten, sicher auch eine Folge des verletzungsbedingten Fehlens von Felix, dessen scharfe Ecken und Freistöße mit links ansonsten oft für viel Gefahr sorgten. SD hingegen spielten ihr übliches Spiel mit langen Bällen aus der Abwehr, die aber die BB-Defensive nicht vor größere Probleme stellten.
So ging man mit einem mittlerweile ungewohnten 0:0 in die Pause. Die Zuversicht, dass das eine fehlende Tor irgendwann fallen würde, war angesichts des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten dennoch ungebrochen, den Gefallen eines etwaigen konditionellen Nachlassens tat SD BB allerdings auch in der zweiten Hälfte nicht. Da durch die Mitte angesichts der gut stehenden SD-Abwehr kaum ein Durchkommen war, probierte BB es in der 55. Minute einfach mal über die Flügel: erstklassige Flanke von der rechten Seite von Martin aus vollem (oder zumindest halbem) Lauf auf Dominik, der den Ball auf Höhe des 5-Meter-Raums mit dem Kopf nur leicht erwischt, den herausgelaufenen Torwart dadurch aber so irritiert, dass der direkt dahinter lauernde Rolf den Ball aus 5 Metern nur noch ins leere Tor köpfen muss. Damit schien der Bann gebrochen und die Gedanken gingen schon so langsam in Richtung Feier, zumal Rolf gleich im Anschluss fast noch das zweite Tor nachgelegt hätte (der Schuss ging knapp am Pfosten vorbei), und von SD bis dahin im Sturm wenig echte Gefahr ausging. Wie aus dem Nichts dann jedoch plötzlich die kalte Ausgleichsdusche durch einen scharfen und tückischen Aufsetzer aus knapp 25 Metern. So hieß es also wieder zurück auf Los, diesmal allerdings erschwert dadurch, dass SD Morgenluft witterte und wohl nur zu gerne dem designierten Meister ein Bein gestellt hätte. Wie eigentlich die ganze Saison behielt BB aber die Nerven und versuchte mit ruhig vorgetragenen Angriffen wieder die Oberhand zu gewinnen. Nachdem weitere hohe Flanken nicht von Erfolg gekrönt waren, war es Johannes (der das gesamte Match schon nicht nur hinten souverän alles abräumte, sondern auch immer wieder mit schönen langen und präzisen Bällen das Spiel auf die Flügel verlagert hatte) vorbehalten, in der 76. Minute die endgültige Entscheidung einzuleiten: ein scharfer Diagonalpass knapp hinter der Mittellinie auf Matze, der den Ball, bedrängt durch einen Gegenspieler, passieren lässt, Rolf, der abermals mit dem richtigen Riecher an der Strafraumgrenze lauert und auf das Durchkommen des Balles spekuliert, und mit einem Direktschuss aus ca. 13 Metern aus halblinker Position ins untere rechte Eck das wichtigste seiner vielen wichtigen Tore (neben den beiden im Saisonfinale das 3:1 gegen Turbine sowie das zweite zur endgültigen Entscheidung im Hinspiel gegen SD) erzielte (zum Glück haben wir seine letztjährige Vorstellung als „Außenverteidiger“ recht schnell ignoriert…). In den letzten Minuten versuchte es SD noch einmal mit der Brechstange, d.h. langen Freistößen von der Mittellinie nebst aufgerücktem Torwart, BB war aber hochkonzentriert und ließ sich die Butter nicht nochmal vom Brot nehmen.
Dann endlich kam der langersehnte Schlusspfiff und die Anspannung der gesamten Saison, vor allem der letzten Wochen, entlud sich im kollektiven Jubel aller BBler und der Freude über eine hochverdiente Meisterschaft, errunngen von einer phänomenalen Truppe, die nach einer von den Ergebnissen her überragenden, spielerisch aber noch ausbaufähigen Vorrunde, und nach den zwei Rückschlägen zu Beginn der Rückrunde, vor allem in den letzten acht Saisonspielen kämpferisch und spielerisch glänzte, und sich im Laufe des Jahres zu einer echten Mannschaft entwickelt hat.
Und nach dem “ Mineirazo“ bei der WM 2014 konnte nun zumindest ein Brasilianer, zusammen mit allen anderen BBlern in Berlin und anderswo, die „Hexta“ feiern…
Bertha Becks