„Geht’s raus und spielt‘s Fußball“ hatte der Kaiser als Marschroute vor dem WM-Endspiel 1990 ausgegeben; „Habt Spaß und gewinnt die Kiste“ war Felix‘ ähnlich präzise Anweisung aus den österreichischen Bergen an die BB-Kicker vor dem Endspiel um die Uniliga-Meisterschaft 2016. Und genau das taten sie dann auch.
Dabei hatte man sich Ende Juli nach einer in der zweiten Hälfte eher durchwachsenen Saison und erst gegen Schluss wieder meisterwürdigen Auftritten eigentlich bereits damit abgefunden, dass es mit der Titelverteidigung nichts werden würde, schließlich musste JFK ja „nur“ noch seine letzten beiden Spiele gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte gewinnen. Entsprechend verstreute sich BB in den Semesterferien auf der Suche nach Ablenkung in die ganze Welt, Trainingsbeteiligung und –intensität wurden mau und mauer, manch einer wurde von den Fernsehkameras beim Tennisfinale in Rio gesichtet, manch einer suchte Trost in einer spontanen Heirat, und beim Sommerfest hieß es für die wenigen noch in der Heimat verbliebenen Kicker dann sogar Plötzensee statt Heiliger See.
Bewegung in die ziemlich müde Truppe kam erst wieder, als sich die Kunde von der (auch von nicht ganz objektiven Betrachtern wohl durchaus als tragisch zu bezeichnenden) 3:4-Niederlage von JFK gegen Dynamo Blutgrätsche [hier nachlesen] wie ein Lauffeuer verbreitete. Plötzlich hatte man es wieder selber in der Hand, sich mit einem Sieg gegen eben jene Grätschen den Titel zu holen. Und was machen die erfolgsverwöhnten, meisterschaftserfahrenen, höflichen und gut erzogenen jungen BB-Kicker, wenn ihnen die Meisterschale quasi auf dem Silbertablett serviert wird? Genau, sie greifen zu und sagen „Danke schön“. Eine rekordverdächtige Anzahl an Rückmeldungen, die beinahe für zwei Mannschaften gereicht hätte (und dank derer auch die kurzfristigen Ausfälle von Nils, Arthur und Albi kompensiert werden konnten), zeigte, dass es jetzt wirklich alle wissen und beim Finale dabei sein wollten. Dazu eine Top-Zuschauerkulisse, mit alten BB-Veteranen, inkl. Gründungsmitglied Martin Steiner und Edelfan Martin Bätz (der durch seinen spontanen Schiedsrichtereinsatz während der Saison das Team vor einem Punktabzug bewahrt und dadurch neben dem Großziehen von Arthur seinen ganz eigenen Beitrag dazu geleistet hat, dass dieses Finale erst möglich wurde), Julian mit dem jüngsten BBler Jonathan, neben vielen weiteren alten und neuen Fans, ein paar einsame JFKler, die es sich nicht nehmen lassen wollten, dem alten und neuen Meister die Ehre zu erweisen, Flutlicht auf dem Heimplatz, quasi-Champions-League-Anstoßzeit, ein motivierter Gegner mit ebenfalls breitem 16-Mann-Kader, der entschlossen schien, dem Meisterschaftsaspiranten noch ein Bein stellen zu wollen. Und vor den Hörfunkgeräten und per Liveticker verbunden die Becksler in aller Welt, von Buenos Aires bis Kiew. Es war ohne Frage ein würdiger Rahmen für ein Endspiel.
Und vom Anpfiff weg zeigten sich alle BBler trotz Trainingsrückstand und mangelnder Spielpraxis in Bestform und manch einer hatte sich die beste Saisonleistung augenscheinlich extra für dieses Match aufgehoben. Große Spieler brauchen eben große Spiele… Ohne jegliche Nervosität und im Stile eines Champions wurde das Spiel wie gewohnt ruhig aus der sicheren Abwehr um Johannes, Sebastian, Dominik W. und Martin heraus aufgebaut, um dann blitzschnell über das überragende Mittelfeld mit Vinnie, Dani, Dominik und Leo in die Spitzen vorzustoßen, wo mit Robin und Marco zwei für jede Abwehr furchteinflößende Abnehmer lauerten. Die ersten guten Chancen ergaben sich nach präzisen Freistößen und Ecken von Laufwunder und Man of the Match Dani, die jeweiligen Kopfbälle von Dominik gingen jedoch noch knapp am Tor vorbei. Nach einer weiteren Ecke dann die Führung: der zunächst abgewehrte Ball wird von Martin an der Strafraumgrenze angenommen, er legt quer auf den halblinks stehenden Marco (vielleicht wollte er auch schießen…), der den Ball aus 9 Metern einfach ins linke untere Eck schiebt und direkt in Richtung Fankurve zum Torjubel abdreht. Damit war der Bann gebrochen und nach dem schon meisterwürdigen Jubel wurde es Zeit für die spielerisch hochwertigen Tore: 2:0 nach einem schnellen Spielzug über die linke Seite von Vinnie auf Marco, der seinen wuchtigen Körper perfekt einsetzt und in der Drehung auf Dominik ablegt, der aus 16 Metern hart und flach einnetzt, und 3:0: Spieleröffnung aus der Abwehr von Johannes auf Vinnie, Weltklassesteilpass auf Stefan (kurz zuvor für den verletzten Robin eingewechselt), der direkt mit links abschließt. Zwischendurch ließ BB mal für 10 Minuten etwas die Zügel schleifen und Blutgrätsche bei ein paar Aktionen näher ans eigene Tor rücken. René wurde jedoch nie ernsthaft geprüft und konnte seine beeindruckende Bilanz auf 6 Spiele ohne Gegentor ausbauen.
Das 3:0 zur Pause war auch angesichts der allgemeinen drückenden Überlegenheit beruhigend und verdient, man war jedoch gewarnt durch das Schicksal von JFK (die es sogar geschafft hatten, eine ebensolche Führung gegen denselben Gegner noch in den letzten 15 Minuten zu verspielen…). Aber nicht gegen diese BB-Mannschaft und an diesem Abend. Etwaig noch verbliebene Zweifel wurden daher gleich nach Wiederanpfiff beseitigt: Einwurf von Martin auf Dominik, hoher Ball über die Abwehr auf Marco, der den Ball wieder souverän am herauslaufenden Torwart vorbeilegt. Mit dem 4:0 im Rücken und der Meisterschaft vor Augen ließ sich natürlich immer befreiter aufspielen und das wurde auch nach diversen Wechseln (Leon auf links, Sebastian C. und Peter im Mittelfeld, Chris im Sturm) und Umstellungen weiter seriös und konzentriert getan, ebenso wie auch Blutgrätsche zu keinem Zeitpunkt nachließ. Beim fünften Treffer nutzte Dominik ein Missverständnis zwischen gegnerischer Abwehr und Torwart nach einem langen Ball von Sebastian L. aus (Packing-Wert!), indem er hellwach dazwischen sprintete, den Torwart umkurvte und aus spitzem Winkel einschob und den toremäßigen Schlusspunkt setzte Chris mit einem Drehschuss aus kurzer Distanz nach einem zunächst noch abgewehrtem Schuss von Marco. Ein Tor verdient gehabt hätte ohne Frage auch eine schöne Kombination zwischen Leo und Stefan, die sich mit einer Stafette von direkten Pässen bis zur Strafraumgrenze durchzauberten, der Abschluss von Leo mit links wurde jedoch vom guten gegnerischen Torwart gerade noch über die Latte gelenkt.
Während die Kicker auf dem Feld noch routiniert ihr Programm abspulten, ging man am Spielfeldrand meisterschaftserprobt bereits ebenso routiniert zu den Feiervorbereitungen über: Rolfs Brasilien-Fahne wurde (vergeblich) gesucht, der obligatorische Kasten Budweiser wurde herangerollt, die Kameras gezückt und die Babys in Sicherheit gebracht, bevor dann nach dem Schlusspfiff die Nacht endgültig im Champagner- und Bierregen versank und der siebte Stern bis weit in den nächsten Morgen begossen wurde.
Bertha Becks
Spieler | Position | Tore | Vorlagen |
---|---|---|---|
Marco | Angriff | 2 | 2 |
Vinnie | Mittelfeld | 0 | 1 |
Martin L. | Verteidigung | 0 | 1 |
Johannes | Verteidigung | 0 | 0 |
Dominik W. | Verteidigung | 0 | 0 |
Leo | Mittelfeld | 0 | 0 |
Sebastian C. | Mittelfeld | 0 | 0 |
Dominik S. | Mittelfeld | 2 | 1 |
Leon | Verteidigung | 0 | 0 |
Peter | Mittelfeld | 0 | 0 |
Robin Bätz | Angriff | 0 | 0 |
Chris L. | Mittelfeld | 1 | 0 |
Sebastian L. | Mittelfeld | 0 | 1 |
Stefan B. | Angriff | 1 | 0 |
René | Tor | 0 | 0 |
Bilder des Abends gibt’s hier.